Durch
dieses Drehmoment beginnt die Erdachse zu schlingern, sie ‚präzediert’. Bei der
großen Masse der Erde ist dieses Schlingern aber sehr langsam und träge.
Beschrieben wird diese Schwingung der Erdachse jedenfalls mit Hilfe eines
Kegels, dessen Spitze im Erdmittelpunkt liegt. Bis die Erdachse einmal um den
kreisförmigen Kegelboden gewandert ist, dauert es 25.700 Jahre.
Die Folgen dieser Präzession sind auch von der Erde aus zu beobachten,
allerdings nur über lange Zeiträume. Der Himmelsnordpol, also jener Punkt, an
dem die Verlängerung der Erdachse eine gedachte Himmelskugel schneidet,
verschiebt sich auf Grund dieser Präzession. Heute liegt der Nordstern (Ursa
minoris) nur rund 0,8° vom Himmelsnordpol entfernt; springen man in das Jahr
14.000 n. Chr., dann wird Wega, der helle Stern im Sternbild Leier, der neue
Nordstern sein.
Dieses Schlingern der Erdachse ist der Grund, weshalb sich das Erscheinen der
Tierkreissternbilder gegenüber der ursprünglichen Datierung bis zum heutigen
Tage um rund einen Monat verspätet (natürlich nur von der Erde aus betrachtet).
Als die Griechen um die Zeitenwende die Tierkreiszeichen im Tierkreis
festlegten, fiel der Frühlingspunkt, der Schnittpunkt zwischen Ekliptik und
Äquator, mit dem Erscheinen der Sonne im Sternbild des Widders zusammen.
Deshalb wird das Frühjahrsäquinoktium am 21. März auch als Widderpunkt
bezeichnet. Durch die Präzession aber hat sich in den vergangenen zweitausend
Jahren der Zeitpunkt, an dem die Sonne im Sternbild des Widders aufgeht
verschoben, und zwar auf den 18./19. April. Auch der Umstand, dass heute die
Sonne im Tierkreis noch in einem 13. Sternbild auftaucht (das Sternbild Schlangenträger,
das von den Griechen auch Äskulap genannt wird) ist auf die Präzession
zurückzuführen. Vor rund 2.000 Jahren waren es noch die 12 bekannten
Tierkreissternzeichen
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